Ökologie und Nachhaltigkeit bei Grabsteinen und Grabmalen

Zwei Berichte von der verbraucherinitiative Bestattungskultur Aeternitas

Quelle: Aeternitas e.V. www.aeternitas.de

Grabmale/Grabsteine: Import/Transport der lange Weg zur Vernunft 


"Orion", "Impala" und "Paradiso" sind die hübsch klingenden Handelsnamen der typischen Steine für die Grabmale/Grabsteine auf unseren Friedhöfen. Dass diese Steine eine Reise um die halbe Welt hinter sich haben, bevor sie auf dem Grab des geliebten Verstorbenen aufgestellt werden, ist nur wenigen Menschen bewusst.
Etwa 80 Prozent der (Grab-)Steine kommen aus Asien. Stein ist schwer: mit der Schiffsreise zu uns haben sie aus ökologischer Sicht bereits hohe Umweltlasten erzeugt. Die Ökobilanz ist ein Berechnungsverfahren. Sie setzt sich zusammen aus dem CO2-Verbrauch, der für die Herstellung und den Transport der Steine notwendig ist. Daher haben einheimische Steine eine deutlich bessere Ökobilanz als solche, die erst um den halben Globus verschifft werden. Der CO2-Fußabdruck von aus Asien importierten Steinen ist 60-mal höher, als der von Steinen, die aus Deutschland stammen 1. Doch trotz langer Reise mit hohen Transportkosten 2 und schlechter Ökobilanz sind diese Steine extrem günstig. Das asiatische Rohmaterial wird ebenso billig geliefert wie die Handarbeit der indischen oder chinesischen Arbeiter in den Herkunftsländern. Schöne und wertvolle Natursteine verkommen zu Billigprodukten. Die günstigen Preise sind stellenweise auf ausbeuterische und krankmachende Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern zurück zu führen, die den internationalen Arbeits- und Sozialstandards nicht entsprechen, wie sie in den ILO-Konventionen festgelegt sind. Dass solche Standards trotzdem eingehalten werden (auch wenn produzierende Länder die ILO-Konvention nicht ratifiziert haben), dafür setzen sich bestimmte Zertifizierungsorganisationen ein. Die Wichtigsten für den Grabmal-Bereich sind "Xertifix", "Fairstone" und "IGEP". Laut Siegelklarheit.de einer Initiative der Bundesregierung lediglich die Siegel von "Xertifix" und "Fairstone" empfehlenswert. IGEP erfüllt demnach nicht die Mindestanforderungen, die an einen Siegelgeber gestellt werden.
Gute Steinmetzbetriebe bieten auch immer selbstgemachte, d.h. im eigenen Betrieb gefertigte Grabmale/Grabsteine an. Der Kunde kann in solchen, handwerklich arbeitenden Betrieben selbstverständlich auch Grabmale/Grabsteine aus heimischen Materialien bekommen. Lassen Sie sich ruhig einmal Materialien beispielsweise aus Kalk- oder Sandstein zeigen, die in Ihrer Nähe gewonnen wurden. Eventuell passt dieses Material besser in die Landschaft als ein Brasilianischer Marmor oder ein Chinesischer Granit. Die deutsche Naturwerksteinindustrie verfügt über etwa 160 einheimische Sorten - so lässt sich sicher ein passender Stein finden.

 

Grabmale/ Grabsteine es tut sich endlich etwas: Eine Branche im Umbruch


Nachdem in den letzten drei Jahrzehnten nahezu kritiklos Grabmale/Grabsteine aus aller Herren Länder auf unsere Friedhöfe gestellt wurden, setzt allmählich ein (Um-)Denken ein. Die Menschen stellen sich nun die Frage, ob es sinnvoll ist, die Steine um den halben Globus zu transportieren, und bringen wieder regionale Steinsorten ins Gespräch.

Auch interessieren sich die Kunden nun für den Herstellungsprozess der Grabmale/Grabsteine und die Frage, ob ggf. moderne Sklaverei oder ausbeuterische Kinderarbeit Grundlage der günstigen Preise der Importware sind.
Auch der Gesetzgeber ist auf Berichte über Missstände bei der Grabmalproduktion - vor allem in Asien - aufmerksam geworden. Die Bestattungsgesetze der Länder werden voraussichtlich nach und nach um die Forderung erweitert, Nachweise für eine "saubere" Herkunft von Grabmalen zu erbringen.
Überhaupt scheint der Wert der Ressource Naturstein inzwischen erkannt zu werden. Die Wegwerfgesellschaft ist passé. Langsam erkennen wir ernst gemeinte Initiativen für Grabmalrecycling. Daneben stehen bereits andere Materialien, wie Holz, Metall, Glas, Beton, Keramik und Kunststoff für eine Bearbeitung zum Grabmal oder zur Kombination mit traditionellen Werkstoffen bereit.
Der deutsche Grabmalbereich ist im Umbruch - das Handwerk verunsichert. Wer von den Grabmalgestaltern und Steinmetzen jedoch den Umbruch als Aufbruch und Chance versteht, wird die Marktturbulenzen sicher und unbeschadet überstehen.

 

Interview mit Andreas Rosenkranz, Steinmetz aus Köln


1. In Nordrhein-Westfalen wurde das Bestattungsgesetz geändert. In Zukunft sollen nur noch Grabmale/Grabsteine auf den Friedhöfen aufgestellt werden dürfen, die nachweislich frei von Kinderarbeit sind. Wie schätzen Sie das Gesetz ein?
Die Ländergesetzgebungen zur Zertifizierung von Grabsteinen, nicht nur in NRW, sind grundsätzlich notwendige Schritte - scheitern aber derzeit an einer verifizierbaren Umsetzung. Dabei ist anzumerken, dass der Grabstein - emotionalisiert als Schlussstein des Lebens - herhalten muss für eine Problematik, die den gesamten Steinhandel betrifft und darüber hinaus zu einem Synonym für 'fairen Handel' geworden ist.
Wenn man bedenkt, wie gering entweder das Bewusstsein oder das Interesse an 'fairem Handel' gerade auch bei gängigen Alltagsprodukten wie Kaffee, Kleidern aber auch Naturstein als Baustoff ist, verwundert es doch, dass ein Nischenprodukt wie 'der Grabstein' dermaßen viel Aufmerksamkeit erfährt und sogar in der Gesetzgebung 'vorrangig' behandelt wird. Da ist die vorläufige Aussetzung dieses Gesetzes, wegen fehlender Umsetzungsmöglichkeiten nur ein weiterer Beleg für einen offensichtlichen 'Stellvertreterkrieg' der so auch von allen direkt Beteiligten [VDNV-BIV vs. sog. Zertifizierer] geführt wird und sich in der öffentlichen Wahrnehmung verheerend niederschlägt.

2. Was können Steinmetze in puncto Umweltschutz und Nachhaltigkeit bei der Betriebsführung tun?
Mit dem Material Naturstein verarbeitet der Steinmetz ein Naturprodukt, das in puncto 'Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit' konkurrenzlos ist - wenn es sich um ein Material handelt dessen Einsatz aus 'ökologischer Sicht' vernünftig und vertretbar ist. Dies gilt es verstärkt in den Vordergrund zu stellen.

3. Können Natursteine aus Deutschland uneingeschränkt als Grabmal/Grabstein-Material empfohlen werden und sind heimische Materialien für den Verbraucher in jedem Fall teurer, als beispielsweise asiatische Steine?
Da heimische Natursteine als Grabmal/Grabstein-Material schon lange vor dem Import asiatischer Natursteine eine breite Verwendung fanden ist allein dies schon 'Empfehlung' genug! Es ist heute unabdingbar auch die 'ökologischen' Folgekosten, die ein Transport aus asiatischen Ländern verursacht, zu berücksichtigen; da dürfte eine vordergründig erkennbare Preisdifferenz tatsächlich relativ unbedeutend sein. Dies dem Verbraucher zu vermitteln, ist heutzutage nicht mehr schwierig. Auch der ausdrückliche Hinweis auf die Verwendung lokaler, regionaler oder europäischer Natursteine dürfte, bei dem derzeitigen Diskussionsstand über 'Grabsteine aus ausbeuterischen Produktionsbedingungen' einer uneingeschränkten Materialempfehlung gleichkommen.

4. Kann man bei jedem Steinmetz individuelle und handwerklich gestaltete Grabmale/Grabsteine bekommen?
Nein. Der überwiegende Teil der 'Grabsteinmetze' ist tatsächlich einer reinen 'Händlergilde' zuzuordnen, was sich überdeutlich im monotonen Erscheinungsbild der Friedhöfe offenbart. Es sind keine gestalterischen Ansätze im vordergründig vielfältigen Formenkanon industriell gefertigter Grabmale/Grabsteine erkennbar, sondern rein ökonomische Aspekte die bspw. eine 'unverwechselbare Farbigkeit' polierten asiatischen Materials, als verkaufsförderndes Argument in den Vordergrund stellen
 (Interview vom März 2016)

Die BOLLERMANN Meinung:

Unser Material kommt hauptsächlich aus der EU
Wir bevorzugen kurze Produktionswege und stellen deshalb unsere Grabmale aus Rohstahl, Cortenstahl (mit Edelrost) und Edelstahl in der Region Stuttgart her.
Garantiert keine Kinderarbeit
Wir stehen für höchste Qualität und Nachhaltigkeit.
BOLLERMANN Grabmale werden zu 100% in Baden-Württemberg verarbeitet

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