Interview mit einem Bestatter

Ein Gespräch mit Nico Sobotta vom Trauerhaus Sobotta in Essen

„Der erste Kontakt zwischen dem Trauerhaus Sobotta und BOLLERMANN GmbH kam über Instagram zustande, indem Alexander Parlow, mich über Instagram kontaktiert hat. Er meinte damals, mein Bild dort wäre der Auslöser gewesen“. So beginn Nico Sobotta unser Gespräch.

Wir haben gleich gemerkt, dass BOLLERMANN und das Trauerhaus Sobotta super passen, berichtet er. Beiden ist die Individualität in der Trauerarbeit sehr wichtig. Ich möchte das Bestatter-Image als neue Generation ändern. Nicht mehr nur dunkel und trist, sondern eine ehrliche Authentizität zeigen und den Hinterbliebenen die Angst nehmen vor dem, was auf sie zukommt. Das ist für beide Geschäftsführer, Alexander Parlow und Nico Sobotta die Motivation in Ihrem Beruf und der Grund sich gegenseitig zu unterstützen, wo immer es geht. Zusammen werden Konzepte erarbeitet, man empfiehlt sich an Freunde weiter und, wenn möglich, werden Kundenwünsche gemeinsam umgesetzt.

So wie zum Beispiel bei einem gemeinsamen Projekt, zusammen mit dem Verein für verletzte Kinder-Seelen e.V., bei dem Odor, 14 Jahre, die Möglichkeit erhält, für seinen verstorbenen Vater ein Grabmal selbst zu gestalten und aufzustellen. “Mir war sehr wichtig, Odor bei seiner Trauerarbeit zu helfen und das konnten ich durch unser gemeinsames Projekt mit BOLLERMANN realisieren.“

Nico Sobotta hat selber schon zwei große Verluste in seinem Leben zu verarbeiten. Sein Vater starb vor einigen Jahren und seine Lebensgefährtin hat den Kampf gegen den Krebs verloren. Mit seiner Arbeit und dem Ziel, den Verstorbenen und den zurückgebliebenen Familien stets eine einzigartige „Lebensfeier“ zu gestalten, verarbeitet er auch seine eigene Trauer. Nico hat sich in unserem Gespräch bewusst für den Begriff „Lebensfeier“ entschieden, da er sich auch als Dienstleister und Veranstalter für traurige Anlässe sieht. Er möchte mit dem Tod anderer Menschen nicht Unmengen von Geld verdienen. Das ist zwar wie in jedem Beruf eine Notwendigkeit, um gut leben zu können, aber in erster Linie möchte er seinen „Kunden“ die richtigen Produkte anbietet, losgelöst von Umsätzen. So berät er die Hinterblieben, die sich beispielsweise für eine anonyme Bestattung entschieden haben, dahingehend, keine sehr teure und besonders schöne Urne zu kaufen, sondern weist darauf hin, dass hier eine einfache Urnenkapsel völlig ausreichend ist. Außerdem legt er besonderen Wert darauf, Trauerfeiern sehr persönlich zu gestalten. Als Beispiel erzählt Nico von einer verstorbenen Reiterin, deren Totenfeier ganz der Pferdeliebe und dem Reitsport gewidmet wurde. Die Trauerhalle wurde als Reitstall dekoriert, mit unterschiedlichen Reiterutensilien wie dem Reithelm und der Gerte der Verstorbenen. Heu und Stroh zierten die Feierhalle statt aufwendiger Blumenbouquets. „So sehen die Kinder Ihre Mama und nicht irgendeinen Toten“
Transparentes Arbeiten nennt Nico Sobotta das. „Mit den Toten keinen Reibach machen“ Und da kommt die Parallele zu BOLLERMANN wieder ganz deutlich zum Vorschein, denn auch bei der Gestaltung der Grabmale kommt es bei BOLLERMANN in erster Linie auf die Individualität an, dem Grabmal etwas Persönliches zu verleihen und das Ganze zu einem bezahlbaren Preis.

„Wir möchten in der deutschen Bestatter- und Friedhofskultur ein kleines Aufwecken erreichen“

„Ich habe irgendwann die Bestattung von Kindern zu meiner Aufgabe gemacht, da Kinder zu bestatten etwas ganz Besonderes in unserem Beruf ist und noch mehr Mühe und Sorgfalt erfordert, als wir eh schon in unserer Arbeit als Bestatter aufbringen“. Das Thema Sternenkinder ist mir ganz besonders wichtig, berichtet Nico. Die Dunkelziffer der nicht bestatteten Sternenkinder ist sehr groß, da noch immer eine große Unwissenheit in der Bevölkerung herrscht, was Fehlgeburten oder Stillgeburten betrifft. Seit 2013 wird Kindern mit einem Gewicht unter 500g auch endlich eine Bestattung ermöglicht. So haben Eltern die Möglichkeit ein eigenes oder auch ein Gemeinschaftsgrab für ihr verstorbenes Kind zu bekommen und dieses mit einem individuellen Grabstein oder Grabmal zu versehen und so einen Erinnerungsort zu schaffen.

„Der Tod ist Scheiße“ Das sage ich bei fast jedem Trauergespräch. Daher werde ich immer 100% geben und nicht nur 80% oder 90%. Ich bin vor jeder Beerdigung aufgeregt und habe ein flaues Gefühl im Magen, wenn das mal weg ist, hänge ich meinen Job an den Nagel.“

 

 

 

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